Im Zuge der Renovierungsarbeiten im Schloss wurde im Jahr 2007 der gewaltige Repräsentationsofen im ehemaligen „Salon der Gräfin Eleonore von Plaz“, der heute für Trauungen ebenso wie für Seminare und Tagungen zur Verfügung gestellt wird, instand gesetzt. Der Salon befindet sich an der Stirnseite des Osttraktes im ersten Obergeschoss. Der Ofen wurde von den Hafnern Franz und Cyriak Klieber aus Altenmarkt im Pongau gereinigt, neu verfugt und es wurden einzelne schadhafte Kacheln kopiert und ersetzt. Zur historischen Baugeschichte dieses Raumes ist vorauszuschicken, dass ab 1608 der groß angelegte Umund Erweiterungsbau des Schlosses durch Karl Jocher erfolgte, wobei sich noch einige Skizzen für die Tür sowie die Kassettendecke des Salons aus den Jahren 1615/20 erhalten haben. Der gesamte Raum ist mit einer aufwändigen Holzvertäfelung verkleidet. Der wuchtige, 295 cm hohe Repräsentationsofen wurde an die Nordwand des Raumes angebaut und steht somit direkt neben der Eingangstür. Es handelt sich dabei um einen grün glasierten2 Turmofen auf dunkelgelb glasierten Löwenfüßen.3 Als nicht sichtbares, tragendes Gerüst dient eine Skelettkonstruktion aus Eisen. Das Basisgesims aus unverzierten gelben Verkleidungskacheln wurde erst im Rahmen der Restaurierung im Jahr 2007 angebracht. In der heute sichtbaren Fasson ist der Ofen als Vorderladerofen konzipiert, das heißt, seine Beheizung erfolgte von der Stube aus.
Datierung und Erbauer
Eine originale Bekrönungskachel, die im Zuge der Restaurierungsarbeiten jedoch nicht abermals versetzt wurde, sondern lediglich in Kopien den Ofenkranz ziert, gibt dabei eventuell den Erbauer/Stifter und das ungefähre Entstehungsdatum des Ofens preis: Die Bekrönungskachel zeigt das Wappen des Salzburger Erzbischofs Wolf Dietrich von Raitenau, was die Datierung auf vor 1611 eingrenzt.29 Obwohl der Zeitraum des Ausbaus und das wahrscheinliche Entstehungsdatum des Ofens gut zueinander passen, muss doch angezweifelt werden, dass der Ofen für Schloss Höch konzipiert wurde, da es keinerlei nachweisbare historische Zusammenhänge zwischen der Errichtung des Schlosses und der Person Wolf Dietrichs von Raitenau gibt.
Obwohl einige Bildkacheln im Historismus ausgetauscht worden sind, ist anzunehmen, dass die Stücke Kopien jener Kacheln sind, die sich ursprünglich am Ofen befunden haben. Im Archiv der Firma Fiala befinden sich noch Schwarzweiß-Fotos, die die Originalkacheln zeigen, von welchen die Firma ihre Model abformte30 oder aber die Originalmodel verwendete. Die Originalmodel für die Geburt Christi befindet sich jedenfalls im Depot des Salzburg Museums. Die Ikonographie des Ofens zeigt eine für den Manierismus typische Vermengung christlich-theologischer (Evangelisten, Geburt Christi) und humanistischer Bildinhalte (christliche Tugenden), sowie einer Reihe zeitgenössischer Ornamente (Grotesken, Hermenpilaster, Kandelabermotive, Lebensbaum).
Dr. phil. Christa Svoboda, Kunsthistorikerin und ehemalige Kuratorin und Abteilungsleiterin im Salzburger Museum Carolino-Augusteum erwähnt in ihrem Beitrag über die Radstädter Keramik:
„Kacheln aus dem mittleren 16. Jahrhundert von hoher Qualität, die jedoch nicht aufzufinden sind, mit Jahreszeitenkacheln, Evangelistenkacheln und jene der Kranzmedaillons, [die] aus stilistischen Gründen zu einer Radstädter Gruppe zusammenzuordnen“ sind.9
Bei der Lukas- und der Markuskachel dürfte es sich um zwei dieser gesuchten Originale aus der Renaissance handeln.
Anmerkung:
2 Die originalen Renaissancekacheln weisen durchwegs dieselbe leicht bläulichgrüne
Bleiglasur (Farbwert RAL 6001 Smaragdgrün) über einer hellen
Engobe auf. Die Ofenfüße sind über heller Engobe dunkelgelb glasiert
(Farbwert RAL 1032 Ginstergelb). Der Scherben ist lediglich über eine zerbrochene
Bekrönungskachel einwandfrei zu beurteilen: Scherben: oxidierend
gebrannt, hart (Härte nach Mohs 3-4), Oberfläche Scherben: rau;
sand- und steinchengemagert, Magerungspartikel: Karbonat, Schamotte,
Quarz und Feldspat, stark mittelgrob gemagert, Anzahl Magerungspartikel:
35-40% der Masse, homogen verteilt, Bruchstruktur: rissig/ schründig,
Scherbenfarbe: homogen RAL 8023 Orangebraun. Die Kopien unterscheiden
sich in Glasurfarbe- und Glätte, sowie Reliefschärfe, die Rückseiten
der Kacheln sind nicht beurteilbar, da die Kacheln versetzt sind.
3 Rundplastische Ofenfüße, Nummerierung nach Inventarisierung des
Instituts für Realienkunde der ÖAW: Kacheln Nr. H1-1, H1-2, H1-3, H1-51
(Kopie 2007), H1-52 (Kopie 2007), H1-91 und H1-92; Höhe 37 cm, max.
Dm. 15 cm. Wandstärke 1,0–1,3 cm; Erhaltung jeweils 100%.
9 Christa Svoboda, zitiert nach Hottenroth 2002, S. 20–21.
10 H1-19, H1-65, H1-131. Maße: Höhe 65 cm, Breite 24/24 cm. Die
Kachel H1-131 (Fiala-Kopie) zeigt nur das weibliche Hermenmotiv, Höhe 65
cm, B 24 cm.
29 In der österreichischen Kunsttopographie wird für den Ofen die Datierung
„um 1610“ vorgeschlagen. Vgl. ÖKT 28, 1940, S. 111.
30 Abgebildet bei Hottenroth 2002, S. 21/Abb. 17.