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Renaissance-Kachelofen in Grafenstube

Ofen mit manieristischen Rollwerk- und Groteskenmotiven, 1615

In der östlichen holzvertäfelten Stube befindet sich ein eventuell im Jahr 1615, während des Großausbaus unter Karl Jocher errichteter Kachelofen. Der Ofen wurde in der Nordwestecke der Stube gegen die Nordwand gesetzt, die ehemalige Hinterladeröffnung befand sich am Gang gegenüber der (ehemaligen) Küche und war konstruktiv mit einem Kaminabzug in der Wandstärke kombiniert. Über der Öffnung, die mit einer Holztür verschlossen ist, befindet sich eine Muschelrosette mit unverzierten Wappenschilden an den Seiten und der zweigeteilten Jahreszahl „1615“. 

Kamintür mit Stuckverzierung und Jahreszahl 1615

Ob diese Stuckverzierung zeitgleich mit dem Ofen entstanden ist, ist unklar. Die Motive auf den Kacheln sind zwar älter,31 Kachelmodel wurden aber mitunter längere Zeit verwendet, weshalb eine rein stilistische Datierung bei Kacheln selten zielführend ist.32 Es handelt sich dabei um einen Turmofen mit gemauertem Sockel, einem im Grundriss rechteckigen Unterbau und wuchtigem, quadratischen Oberbau. Seine Gesamthöhe beträgt 3,06 Meter.33
Für die Kachelfronten des Unter- und Oberbaus wurde ursprünglich dasselbe manieristische Motiv verwendet, das einmal auf eine hochrechteckige und einmal auf eine quadratische Form konzipiert wurde.34 Für die Halbformate der Eckkacheln wurde es nochmals umgearbeitet, behielt aber weiterhin die Grundkonzeption. Im Zentrum aller vier Formate (hochrechteckige Blattkachel und zugehöriges Halbformat für die Eckkacheln, quadratische Blattkachel und zugehöriges Halbformat an den Ecken) sitzt ein achteckiges Feld mit Rollwerkrahmen und zentralem, obst-, blatt und blumenbekröntem weiblichen Kopf.

quadratische Blattkachel
Eckkachel
rechteckige Blattkachel

Anmerkung:
31 Für diese Art der Dekoration (Rollwerk, Bandwerk und Schweifgrotesken)
existieren aus dem Bereich der Druckgraphik zahlreiche Parallelen, die ab
1545 aufkommen und sich bis um 1600 im Formenrepertoire festigen. Vgl.
Warnke 1979, S. 30–39.
32 In der österreichischen Kunsttopographie wird für den Kachelofen eine
Datierung „um 1620“ angegeben. ÖKT 28 1940, S. 111.
33 Höhe 306 cm, Seitenlänge Basis 160 cm, Breite Front (Basis) 123 cm.
34 Quadratische Blattkacheln Unterbau: 29 x 29 cm, Halbformat: Höhe 29 cm,
Breite 14 cm, Eckkachel Höhe 29 cm, Breite 30/16 cm. Rechteckiges
Format: Höhe 34,5 cm, Breite 23,8 cm, Halbformat Höhe 34 cm, Breite 13,5
cm. Eckkachel: Höhe 34 cm, Breite 24/12 cm. Glasur RAL 6002 Laubgrün,
weiße Engobe. Da alle Kacheln versetzt sind, ist der Scherben nicht beurteilbar.

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